Menschen mit
Behinderung
in Fotoporträts

Die Kunst der Nächstenliebe

Ausstellung 
22. September bis 13. Oktober 2022
Stiftskirche Mosbach

Bundesstiftung Aufarbeitung / Barbara Köppe, Görlitz 1971

Zur Ausstellung
Die Kunst der Nächstenliebe

Die Wanderausstellung Die Kunst der Nächstenliebe – Menschen mit Behinderung in Fotoporträts erzählt von jungen und alten Menschen, die in diakonischen Einrichtungen der 1970er und 1980er Jahre sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland lebten. Es ist jedoch keineswegs eine historische Ausstellung, denn die Porträts entziehen sich jeder zeitlichen und regionalen Zuordnung.

Die Präsentation ist in sieben Themengruppen aufgeteilt. Diese orientieren sich an den aktuell in der Inklusionsdebatte diskutierten Kategorien der Teilhabe, wie zum Beispiel: Freundschaft und Nähe oder Beweglichkeit und Begegnung oder Lernen und Neugierde. Es sind Befindlichkeiten, die für alle Menschen gleichermaßen gelten. Sie gehen uns alle an. Deshalb leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Thema Inklusion.

Gerhard Röper, Mössingen 1978

Inklusiv heißt: Alle Menschen sind überall dabei: Menschen mit und ohne Behinderung. Alle können überall mitmachen und alle sind gleichberechtigt.

Institut für inklusive Bildung

Was können uns Foto-Porträts über Inklusion erzählen?

Die Ausstellung Die Kunst der Nächstenliebe präsentiert 42 fotografische Porträts von Menschen, die in diakonischen Einrichtungen zuhause sind. Sie leben oft mit körperlichen, geistigen oder seelischen Einschränkungen. Deshalb ist Begleitung und Unterstützung nötig. Die Menschen wollen am Alltag teilnehmen: Dazu gehört ein eigener Wohnbereich, Lernen, tägliche Arbeit, Freunde treffen, mit ihnen Feste feiern oder Sport machen.

Viele Menschen, die keine besonderen Einschränkungen haben, wissen oft nicht, wie sie Menschen mit Beeinträchtigungen begegnen sollen. Ihre eigene Unsicherheit macht ihnen Angst. Daher nehmen sie höchstens nur das Anderssein wahr und weichen aus.

Harald Hauswald/Ostkreuz, Stephanus-Stiftung Berlin, 1980er Jahre

Bundesstiftung Aufarbeitung / Barbara Köppe, Mechterstedt 1972/73

Die Fotografien der Ausstellung zeigen Porträts aus dem Alltag von Kindern, jungen und alten Menschen mit Beeinträchtigungen. Wir entdecken in den Gesichtern Gefühle, die alle Menschen kennen: Unsicherheit, Frohsinn, Konzentration, Selbstbewusstsein, Trauer, Angst.

Durch die Auswahl der Fotografien werden Gemeinsamkeiten von allen Menschen sichtbar. So wird deutlich: Inklusion ist nicht nur ein soziales und institutionelles, sondern zugleich ein emotionales Thema. Inklusion beginnt zunächst im Bewusstsein eines jeden Einzelnen. Nur dann kann sie langfristig gelingen.

Diese Ausstellung nähert sich also den Gesichtern von Menschen mit Beeinträchtigungen gerade deshalb, weil die Porträts von dem erzählen, was wir heute so gerne in der Hektik unseres Alltags übersehen: Die Würde des Menschen – auch in seiner Gebrechlichkeit.

Die Ausstellung Die Kunst der Nächstenliebe basiert auf dem gleichnamigen Fotoband, der 2013 im Lukas Verlag Berlin erschien (Hg. Ursula Röper). Darin wurden Schwarz-Weiß Fotografien von Menschen mit Behinderungen und alten Menschen publiziert, die von bekannten Fotografen der ehemaligen DDR, Harald Hauswald, Dietmar Riemann, Barbara Köppe in den 1970er und 1980er Jahren in diakonischen Einrichtungen Ostdeutschlands porträtiert worden waren. Die Ausstellung erweitert diesen Ansatz um Fotografien aus derselben Zeit aus Einrichtungen Westdeutschlands von Günter Hildenhagen, Gerhard Röper und anderen.

Archiv für Diakonie und Entwicklung Berlin, Wolmirstedt 1980er Jahre

Die ausgewählten Porträts sind ein ergreifendes Plädoyer für die Menschlichkeit, ein Zeitdokument mit einem überzeitlichen Charakter. Deshalb prägen sie sich, genauso wie die Bilder der großen US-amerikanischen Fotografinnen und Fotografen Dorothea Lange, Diane Arbus, Helen Lewitt, Walker Evans oder Arthur Rothstein, so tief ins Gedächtnis ein. Sie stellen die gesellschaftlichen Normvorstellungen und Stigmatisierungen in Frage und zeigen, dass jeder Mensch einzigartig ist und als solcher akzeptiert und respektiert werden muss.

Urszula Usakowska-Wolff, Strassenfeger, Dezember 2013

Harald Hauswald/Ostkreuz, Stephanus-Stiftung Berlin, 1980er Jahre

Ausstellung
22. September bis 13. Oktober 2022
Stiftskirche Mosbach

Stiftskirche Mosbach  – Die Kunst der Nächstenliebe

Adresse

Kirchplatz 1
74821 Mosbach

 

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag: 13 bis 17 Uhr

Samstag: 9 bis 13 Uhr

 

Veranstalter

Johannes-Diakonie Mosbach, Baden

Begleitprogramm

Vernissage

Zur feierlichen Ausstellungeröffnung werden neben Dr. Ursula Röper (Berlin), die für Idee und Konzeption der Ausstellung verantwortlich ist, auch der Fotograf und Autor Dietmar Riemann erwartet. Von ihm stammen einige der Bilder der Ausstellung, die er in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung in der damaligen DDR aufgenommen hat. Riemann lebt seit über 30 Jahren in Mosbach. Im Gespräch mit Pfarrer Richard Lallathin wird er auch über die Entstehung der Fotos sprechen.

Musikalische Gestaltung: Peter Bechtold mit Mitgliedern des Singkreises und der Orffgruppe.

  • Donnerstag, 22. September, 18 Uhr
  • Stiftskirche

Gedenkgottesdienst

Vor 82 Jahren, am 13., 17. und 20. September 1940, wurden 218 Bewohnerinnen und Bewohner der heutigen Johannes-Diakonie im Zuge der NS-„Euthanasie“ nach Grafeneck deportiert und dort ermordet. Im Gedenkgottesdienst in Zusammenarbeit mit der Mosbacher Stiftsgemeinde wird auch dieser Opfer gedacht.

  • Sonntag, 25. September, 10.10 Uhr
  • Stiftskirche

Lesung „jo!-Magazin“

Das „jo!-Magazin“ ist ein meinungsstarkes Magazin für alle Menschen, erstellt von Menschen mit Behinderung der Johannes-Diakonie. Es beleuchtet Themen aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel – Themen, so bunt wie das Leben. Die bisherigen Ausgaben des Magazins standen beispielsweise unter der Überschrift „Heimat“, „Stress lass nach“ oder „Wo wir wohnen – wo wir leben“. jo!-Autoren und auch Gäste werden bei dieser Lesung Texte der vergangenen Jahre vortragen.

  • Donnerstag, 29. September, 18 Uhr
  • Stiftskirche
  • Eintritt frei

Finissage mit der „Brenz-Band“

Zum feierlichen Abschluss der Ausstellung wartet noch ein musikalischer Leckerbissen: Die „Brenz-Band“ aus Ludwigsburg spielt seit 45 Jahren ihr Publikum „in Grund und Boden“. Die inklusive Band hat ein Repertoire von Beethoven bis zu den Beatles. Stilart: „heftige Straßenmusik mit schwäbischem Cajun“. Auf die Zuhörer wartet ein Konzert mit Vollblutmusikern voller Lebensfreude.

  • Donnerstag, 13. Oktober, 18 Uhr
  • Stiftskirche
  • Eintritt frei

Führungen über den „Maria-Zeitler-Pfad“

Der Maria-Zeitler-Pfad erinnert an die 263 Bewohnerinnen und Bewohner der heutigen Johannes-Diakonie, die 1940 und 1944/45 Opfer der NS-„Euthanasie“ geworden sind. Maria Zeitler war das einzige Opfer, das auch in Mosbach geboren wurde. An acht Stationen auf dem Gelände der Johannes-Diakonie wird unter anderem über die Planung, Organisation und Technik des Tötens der „Aktion T4“ informiert. Die Führungen werden durch inklusive Lotsen-Tandems durchgeführt.

Anmeldung bei Pfarrer Richard Lallathin unter richard.lallathin@johannes-diakonie.de oder Telefon 06261 88-744.

  • Nach Absprache
  • Gelände der Johannes-Diakonie
  • Neckarburkener Straße

Kreativwettbewerb für Schülerinnen und Schüler

Es gibt viele Menschen mit einer Behinderung. Manche können nicht sehen, hören oder gehen, andere haben eine geistige oder psychische Beeinträchtigung. Eines ist bei allen gleich: Alle sind Teil unserer Gesellschaft, haben ein Recht auf gleichberechtigtes Miteinander – auf Inklusion. Die Johannes-Diakonie veranstaltet zur Ausstellung einen Kreativ-Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler im Neckar-Odenwald-Kreis ab Klassenstufe 5. Überschrift: „Menschen mit Behinderung begegnen“.

Weitere Infos: www.johannes-diakonie.de/ausstellung oder bei Tanja Bauer, Ehrenamtskoordination, tanja.bauer@johannes-diakonie.de, Telefon 06261 88-845

Weitere Stationen

Rückblick